Respekt & Mut

Heute ein etwas philosophischer Text zu einem wichtigen Thema, dem Umgang mit dem eigenen Körper. Es geht um die zentrale Frage:

Wie gehst du mit dir und deinem Körper um?

Immer wieder werde ich gefragt, warum ich so fit bin (empfinde ich selbst nicht wirklich so), was ich anders mache, welches Rezept es gibt. Gleichzeitig sehe ich so viele Menschen um mich herum die Unmengen an Medikamenten einnehmen, sich mit zahlreichen Gesundheitseinschränkungen herumplagen, Alkohol zu einem ständigen Begleiter gemacht haben und eine Geisel ihrer selbst geworden sind.

Dabei geht es keineswegs nur um Menschen, die den Großteil ihres Lebens sitzend und liegend verbringen und einen ganz offensichtlich ungesunden Lebensstil führen. Nein, das Problem zieht sich durch alle sozialen Schichten und betrifft auch häufig die vermeintlich fitten, erfolgreichen und gesund wirkenden Menschen.

Das Rezept

Zunächst einmal gibt es kein allgemein gültiges Rezept und dies wird es auch nie geben. Jeder Mensch ist unterschiedlich und bringt eine einzigartige genetische Variation mit. Dadurch haben wir unterschiedliche Bedürfnisse sowie Unterschiede in Anatomie und Physiologie. Ein mögliches Rezept möchte ich trotz dessen präsentieren.

Wenn es ein Rezept gibt, dann ist es der Respekt gegenüber mir und meinem Körper.

Ich bin dankbar für dieses Wunderwerk an Organismus, das ich und jeder andere Mensch besitzt. Ein Organismus, der wie kein anderes Lebewesen auf das Zurücklegen großer Distanzen zu Fuß optimiert ist, sensorische, kognitive und empathische Fähigkeiten besitzt, die in ihrer Kombination unübertroffen sind. Es geht hier um Wertschätzung, um Dankbarkeit. Es geht um Respekt.

Die Ernährung

Dieses Wunderwerk an Körper und Geist behandle ich respektvoll. Wenn ich große Leistungen erwarte bzw. benötige, muss ich meinen Körper auch entsprechend behandeln und mit hochwertiger Nahrung versorgen. Ernährung ist in der Tat ein schwieriges, sehr kontrovers diskutiertes Thema aber unstrittig ist:

  • Es ist lebensverlängernd eher wenig zu essen. Dies betrifft das tagtägliche Essverhalten sowie verschiedene Arten des Fastens.
  • Ein Großteil der Menschen isst zu viele Kohlenhydrate in Bezug auf ihren Lebensstil.
  • Es herrscht immer noch die Auffassung: „Essen muss billig sein“. Im Verhältnis zum Einkommen haben wir noch nie so wenig für unsere Ernährung ausgegeben wie in den letzten zwei Jahrzehnten.
  • Ernährung sollte überwiegend pflanzenbasiert mit einem hohen Gemüseanteil sein und wenn möglich aus hochwertiger ökologischer Landwirtschaft stammen.
  • Süßigkeiten, Kuchen, Wurst, Industriebrot und vieles mehr haben nichts mit einem respektvollen Umgang zu tun.

Und was noch?

Die Ernährung ist nur ein Aspekt von vielen. Ich selbst gehe mit meinem Körper in anderen Bereichen respektvoll um und gebe ihm die Bewegung die er benötigt (gut…manchmal auch etwas zu viel), die notwendige Entspannung, wenn dies notwendig ist (daran übe ich noch), setze mich evolutionär wichtigen Reizen aus anstatt sie zu meiden. Hierzu gehören Hitze, Kälte, Durst und Hunger. Zusätzlich meide ich Umweltgifte und offensichtlich schädliche Einflüsse. Ich denke hier z.B. an das typische Grillverhalten oder Arbeiten bei denen Feinstäube inhaliert werden.

Natürlich lässt sich nicht jede Krankheit verhindern, nicht jede Medikamenteneinnahme vermeiden. Und mir ist klar, dass auch mein Leben jeden Tag vorbei sein kann – gesunder Lebensstil hin oder her. Das Potential einer „artgerechten“ Lebensweise ist allerdings enorm.

Ich muss gerade an ein Praktikum in einer Rehaklinik in Isny während meiner Zeit an der Universität in Heidelberg denken. Die Ergebnisse von kohlenhydratreduzierter Ernährung und Bewegung auf die Medikamenteneinnahme bei metabolischem Syndrom waren so überwältigend, dass diese in einem Fachjournal veröffentlicht werden sollten. Das Magazin lehnte ab, da solche Ergebnisse von im Magazin werbenden Pharmaunternehmen ungern gesehen würden. Es hätte mit Anzeigenverlusten gerechnet werden müssen.

Mut

Man kann jetzt „ja aber…“ sagen. Ja aber ich habe doch gar keine Zeit. Ja aber ich kann doch nicht auf mein süßes Frühstück verzichten. Ja aber den zermürbenden Job kann ich nicht ändern. Ja aber ich kann meinen Lebensstil nicht verändern. Ja aber…

Jeder kann etwas verändern. Oftmals kostet es viel Mut. Bestehendes muss zunächst hinterfragt werden. Ist die Arbeit oder auch die Beziehung an Unzufriedenheit, Energielosigkeit und Krankheit mitbeteiligt, wohlmöglich ursächlich? Oder sind es bewegungslosigkeit und die verführerische Ernährung? Was raubt Energie und Lebenslust? Wie will ich Leben und vor allem wer will ich in zehn oder mehr Jahren sein? Will ich auch mit 80 Jahren noch am Leben teilhaben?

Ich bin der Überzeugung jeder kann seinen Lebensstil verändern und ein glücklicheres und gesünderes Leben führen. Kleine Veränderungen können Großes bewirken. Doch in manchen Fällen werden auch tiefgreifende Veränderungen nötig sein. Jede Veränderung kostet Mut. Wer seine Komfortzone verlässt und offen für Veränderungen ist, hat schon den ersten Schritt gemacht. Nach dem ersten Schritt folgt der Zweite in ein erfüllteres und gesünderes Leben. Und respektvoll mit sich umzugehen hat keinesfalls etwas mit Verzicht zu tun. Bestimmte Dinge zu meiden oder anders zu machen als andere wird zur logischen Konsequenz und ein Zeichen von Stärke werden.

Der erste Schritt

Eine Kundin hat mir einmal verraten welch Überwindung, welchen Mut es sie gekostet hat mich damals anzurufen und über ihre Probleme zu sprechen. Der erste Schritt war gemacht. Seitdem hat sie viele weitere Schritte gemacht und viel Mut für Veränderungen aufgebracht. Ich freue mich für sie. Gleichzeitig fühle ich jedes Mal sehr mit, wenn es ihr oder auch anderen Kundinnnen und Kunden nicht gut geht. Gemeinsam finden wir dann immer wieder Ansätze und Möglichkeiten Dinge zu verbessern und das Positive zu sehen.

Damit sind wir beim letzten Gedanken dieses Beitrages, dem positiven Denken. Respektvoll mit sich umzugehen bedeutet auch eine grundlegend positive Einstellung zu sich und zum Leben zu haben oder zu entwickeln. Leider ist der heutige Lebensstil mit seiner enormen visuellen Reizdichte, hohem Zuckerkonsum, fehlendem Sonnenlicht und Bewegungsarmut nicht sehr förderlich für eine gesunde Psyche und positive Lebenseinstellung. Auch hier können Veränderungen viel Gutes bewirken.